FlowFX

Lebenszeichen aus Norwegen - 01 - On The Road Again

Hallo und schøne Gruesse aus Bergen.

Die erste Etappe meiner Reise ist geschafft. Nach ein paar schweren Tagen zu Anfang ist der Muskelkater in den Beinen nun fast verschwunden, ich habe schon zwei Haupttouriattraktionen Norwegens gesehen und verbringe nun zwei sehr ruhige Tage bei der Familie meines Kumpels Jan-Trygve auf der Insel Askøy, nørdlich von Bergen.

Wie angekuendigt bin ich letzten Montag losgefahren. Nach einem fruehmorgendlichen Tretlagerwechsel war ich gegen Mittag ausserhalb von Trondheim, und die Sonne verdrængte den Regen. Es folgten vier Tage mit Sonnenbrandwetter. Es schien, als ob der norwegische Sommer endlich begonnen hætte. Auf kleinen Strassen bin ich die Kueste entlang bis kurz vor Kristiansund gefahren, dort ging es suedwærts Richtung Trollstigen. Trollstigen ist eine, nur fuer Touristen gebaute, Serpentinenstrasse suedlich von Åndalsnes. Und absolut ueberbewertet. Am letzten Parkplatz, dem mit der Aussicht auf die Serpentinen, meinte ein Englænder mit Wohnmobil, “Beautiful, isn’t it?”, und als er sah, dass ich da hoch wollte: “You must be mad!” Beides kann ich nicht bestætigen. ;) Die Steigung war wirklich sehr angenehm und gleichmæssig. Nur die Wasserfælle machen die Sache sehr kuehl und feucht. Die vielen Touris, vor allem Deutsche und Hollænder, bzw. japanische und franzøsische Reisebusse, waren allerdings eine Attraktion fuer sich! Die waren alle sehr begeistert von mir :)

Am selben Abend habe ich in den Bergen nørdlich von Geiranger gezeltet. So ein Schmelzwasserbach direkt neben dem Zelt hat was fuer sich! Leider regnete es am næchsten Morgen. So kann ich die Schønheit des Geirangerfjordes nicht bestætigen. Die Touristeninfo hat mich allerdings begeistert! Dort konne ich mich næmlich breit machen, als ich auf die Fæhre durch den Fjord wartete. Heiss Wasser fuer mein Fruehstuecksmuesli, und Kaffe habe ich auch bekommen! Am anderen Ende des Fjords, immer noch bei Regen, kam die erste Aufhellung des Tages. Eine Reporterin der Regionalzeitung “Sunnmørsposten” aus Ålesund fand die Gitarre in meinem Gepæck so interessant, dass sie mich interviewte und Bilder schoss. Ich werde versuchen eine Kopie des Artikels zu bekommen!

Bei trockenem Wetter ging es eineinhalb Tage weiter, weitesgehend auf den kleinen Strassen, die ebenso schøn sind wie die grossen Touristenstrecken, die aber nicht viele Leute sehen. Die letzten zwei Tage vor Bergen waren dann wieder nass, sehr nass. Wie das nunmal so ist in Vestlandet. Jeder erzæhlt hier immer, wieviel es in Westnorwegen regnet - jetzt kann ich es bestætigen. Eine gute Sache hat das aber. Man wird unterwegs nicht von schønen Zeltplætzen abgelenkt! So bin ich in den letzten zwei Tagen zusammen gut 270km gefahren, immer auf und ab wohlgemerkt. 850km gesamt in acht Tagen. Ganz schøn bescheuert, gebe ich ja zu!

Bis auf den Regen, der einfach nicht zu vermeiden ist, reise ich recht gemuetlich durch die Gegend. Norwegen ist ein sehr gutes Radlerland. Ueberall gibt es Frischwasser, viele Toiletten, und schøne kostenlose Zeltplætze. Letztere variierten bisher zwischen abgelegenem Fjordplatz, Wiese beim Bauern - am Fjord natuerlich, Fæhrableger mit Toilette und gemæhter Wiese und Bergwiese. Ich steige also stets gewaschen in meinen Schlafsack.

Jetzt bin ich also in Bergen, oder in der Næhe davon, allein um vom Nordrand der Stadt bis nach Askøy zu kommen hat mich gestern 4 Stunden gekostet… Ich geniesse den Luxus eines echten Betts, einer warmen Dusche und Musik aus der Konserve.

Apropos Musik. Ich habe meine kleine Gitarre ja nicht nur dabei, um Reporterinnen anzulocken. Ich schmetter jeden Abend ein paar bekannte Gassenhauer in die ansonsten friedliche Landschaft. Das ersetzt das Radio, und meine Reiselektuere ist auch ueberfluessig.

In meiner Email von letzter Woche hatte ich gar nicht geschrieben, wo ich denn ueberall langfahren will. Nun denn:

Von Bergen fahre ich ostwærts, durch ein paar Bergregionen, bis zum Ostende des Sognefjords - Øvre Årdal. Dort habe ich auch einen Kumpel, bei dem ich uebernachten kann. Ueber noch mehr Berge geht es zurueck nach Trøndelag - die Region um Trondheim - wo die Kuesten-Reichsstrasse Rv17 beginnt. Diese fuehrt bis hoch nach Bodø. Unterwegs, in Sandnessjøen, habe ich wieder eine Uebernachtungsadresse, ebenso in Bodø! Da die Lofoten angeblich ganz nett sein sollen, fahre ich dort auch entlang. In Tromsø lohnt noch bis August ein Kumpel aus Freiburg. Von dort ist es nicht mehr weit bis ans Nordkapp. Am 11. August fliege ich dann von Kirkenes nach Oslo, ein paar Tage in Dænemark und Schlesweg-Holstein spæter komme ich fuer ein langes Wochenende nach Munster, bevor es zurueck zum wirklich Leben nach Freiburg geht.

Mir geht es also sehr gut momentan. Kein Wunder allerdings mit vollem Magen und trockenen Fuessen. Ich hoffe, ich habe ein paar interessante Sachen geschrieben. Wenn ihr fragen habt, fragt! Ich plane von nun an etwas gemuetlicher zu fahren, und somit auch etwas mehr Zeit zu haben, ins Netz zu schauen.

Gruss, Florian Askøy, 21.06.05

Weiter >> Lebenszeichen aus Norwegen - 02