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Lebenszeichen aus Norwegen - 06 - A Night In Tunesia

Hallo.

Ich bin am Ende. Wenigstens von meiner Norwegenreise. Ich sitze nun in Kirkenes in der Bibliothek und staune ueber das Sommerwetter. Das gab es in letzter Zeit sowieso nur an Ruhetagen, deswegen auch heute. Morgen geht mein Flieger nach Oslo.

Der Titel dieser Email bedarf denke ich einer Erklærung. Ich sass also vor ein paar Tagen in Børselv vor dem Supermarkt beim Fruehstueck. Neben mir ein Dorfalter, der mich natuerlich gleich angesprochen hat. Im Verlaufe des Gespræchs meint er, Porsanger - die dortige Kommune/Gemeinde -, sei die trockenste Norwegens. Der Jahresniederschlag sei vergleichbar mit dem in der Sahara. Dummerweise hatte es die ganze Nacht durchgeregnet, und auch an dem morgen trøpfelte es noch ordentlich vom Himmel. Die Statistik muss also schon etwas ælter sein. Wer nun meint, Tunesien hætte gar kein Stueck der Sahara, der mag recht haben. Weiss ich nicht. Es war aber der beste Titel, der mir dazu einfiel.

Den Titel der letzten Email møchte ich uebrigens offiziell in “Riders On The Storm” ændern. Das passt viel viel besser. Ich wundere mich immernoch, wieso ich da nicht frueher drauf gekommen bin.

Kurz nachdem ich die eben genannte Email aus Honningsvåg geschickt hatte, rief mich Arne an, ein Norweger den ich in Alta getroffen hatte. Er lud mich ganz frei auf seine Hytte, 80km nørdlich von Alta, ein. Damit war der Plan fuer die næchsten Tage gemacht. Ich fuhr noch zwei Tage gegen den Wind, der auf dem Hinweg noch in die andere Richtung geblasen hatte. Dann verbrachte ich zwei erholsame Næchte auf Arnes Hytte im Wald. Nach ueber drei Monaten konnte ich auch endlich wieder eine Sauna geniessen!

Die meisten Norweger haben ihren festen Urlaubsort. Entweder haben sie ne Sommerhytte, oder einen Wohnwagen irgendwo stehen. Arne ist nun im Urlaub in sein leerstehendes Elternhaus gezogen. Das liegt, gluecklich fuer mich, auf dem Weg nach Kirkenes! :) Durch noch ein wenig Regen, und Wind natuerlich, bin ich also in gemuetlichen vier Tagen nach Varangerbotn am Varangerfjord geradelt. Drei Sachen sind erwæhnenswert: Die Bib in Lakselv, einem ansonsten æusserst tristen Ort, ist sehr nett. Dort habe ich lange gesessen, Emails geschrieben und mit der Bibliothekarin geplaudert.

50km hinter dem schon erwæhnten Børselv findet sich der waldreiche und hæuserarme Ort Kunes. Jeder, der mal dort durchkommt, muss einen Blick in “Eli’s Sommerkaffè” werfen! Dort gibt es guten, guenstigen Kaffee, und noch bessere, frisch gebackene Waffeln. Ausserdem die Chance auf nette Gespræche mit dem Hausherren Edmund, ein etwas kauziger Typ. Das tollste sind natuerlich die Sofas, und ganz wichtig: Es ist warm dort! - Radler brauchen nicht viel um gluecklich zu sein..

30 km hinter Kunes beginnt das Ifjordjell, eine Bergregion wie viele andere. Aber die schønste, die ich bisher in Finnmark erlebt habe. Dazu beigetragen hat natuerlich wiedermal auch das Wetter. Es hat nicht geregnet, und der Wind hielt sich in Grenzen. Dann geht alles viel viel leichter!

In Varangerbotn, wieder bei Arne, hatte ich wieder eine sehr gute Zeit. Am ersten Abend gab es natuerlich die obligatorische Sauna. Bei Arnes Kumpel Kåre sassen wir dann noch bis 4 bei Bier und Wodka - ich habe mich diesmal vornehm zurueckgehalten. Ehrlich. Der næchste Tag, letzten Sonntag also, brachte wunderschønes Wetter mit Wærme und Sonnenschein. Ist klar, ich bin ja auch nicht geradelt. Das schønste Ereignis des Tages war mal wieder das Abendessen. Es gab gebratenen Lachs mit allem was dazu gehørt. Køstlich!

Zwei Tage bin ich dann noch durch mehr oder minder ungemuetliches Wetter Richtung Osten gefahren. Mittlerweile brauche ich abends im Zelt meine Stirnlampe, um vernuenftig schreiben zu kønnen. Es wird also auch hier Winter! Die Mitternachtssonne ist schon lange nicht mehr zu sehen. Am Nordkapp hætte ich nochmal eine Chance gehabt, die Wolken waren aber dagegen. So muss ich mich mit dem einmaligen Abend auf der Insel Senja, am Tag vor Tromsø, zufrieden geben. Dort war ich den ganzen Abend hindurch geradelt. Um 22 Uhr musste ich meine Schirmmuetze aufsetzen - die Sonne blendete! Gegen halb eins war ich an der Nordspitze der Insel angekommen. Dort gab es einen kleinen Sandstrand, flaches Gras, sogar eine Toilette (Toilette heisst hier meistens Plumpsklo), und die freie Aussicht nach Norden. Dort stand die Sonne. Und ging nicht unter! Kurz nach eins bewegte sie sich schon wieder nach oben. Ich ging zu einer nicht ungewøhnlichen Zeit schlafen, die Sonne schien trotzdem in mein Zelt! :) Das war schon ein besonderer Abend.

Gestern war auch nochmal ein sehr netter Tag. Am Ortseingang von Kirkenes habe ich Fritz aus Heidenheim getroffen. Wie das so kommt, haben wir abends gemeinsam unser Lager aufgeschlagen. Suedlich von Kirkenes gibt es ein recht grosses Naherholungsgebiet, in dem es ausdruecklich unerwuenscht ist, … længer als zwei Næchte zu campen. Das war natuerlich schøn, und mit den Tipps der Einheimischen fanden wir einen wunderschønen See in den Huegeln. Die Zelte stelten wir auf dem Sandstrand auf. Das Wasser war sehr angenehm fuer die Abenddusche. Schwimmen wollte ich aber doch nicht darin. Zu zweit macht das Abendessen auch viel mehr Spass. Zum Fruehstueck kam die Sonne tatsæchlich raus. So dass ich jetzt noch ein paar Stunden gemuetlich in der Stadt verbringen werde, viel Cola fuer die Benzinflaschenreinigung kaufen werde, und mich nachher auf dem Campingplatz recht nah am Flughafen einmieten werde.

Ich freue mich auf hochsommerliche Tage in Dænemark und Schleswig-Holstein. Und wenn es die nicht gibt, ist wenigstens das Bier billiger und besser.

Die næchste und letzte Massenmail kommt aus Deutschland!

Alles Gute bis dahin, Florian Kirkenes, 10.08.05

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