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Splügenpass - Adria

Andeer – 90km – Damaso – Boot & 50km – bei Pontiala – 10km Zug & 5km Rad – Bergamo – 123km – Alosa – 90km Rad & 30km Zug – Ferrara – Zug – Rimini

Zum ersten Mal in meinem Leben kam ich nun nach Italien. Und es sah genauso aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Postkarten und Fernsehbilder lügen in diesem Fall wohl mal nicht. Nach Ende der Abfahrt in Chiavenna herrschte wieder T-Shirt-Wetter. Wenigstens von den Temperaturen her. Die sommerliche italienische Schwüle war mehr als deutlich zu spüren. Leider war es auch immer noch bedeckt. Da wir Lust auf eine Jugendherberge hatten steuerten wir Damaso am Westufer des Comer Sees an. Die, nicht ganz offizielle, JH liegt direkt am See, welchen ich am Abend auch gleich testete. Urteil: nass und erfrischend. Abends gab es logischerweise Pizza.

Am nächsten Morgen regnete es wie aus Eimern. Dort bleiben wollten wir nicht, also nahmen wir um halb vier Uhr nachmittags die Fähre über den See nach Varenna um dort mit dem Zug weiter nach Bergamo zu fahren. Aber Pustekuchen. Die Zuglinie war wegen Bauarbeiten still gelegt. Obwohl es immer noch regnete setzten wir uns auf unsere Räder und fuhren los. Schnell war Lecco erreicht. McDonalds stärkte uns, eine JH suchten wir allerdings vergebens. Wir starteten die lange Suche nach einem Schlafplatz, indem wir Richtung Bergamo aufbrachen. Interessanterweise stellten wir erst jetzt fest wie viele Zäune die Italiener in jenen Breiten um ihre Häuser bauen. Der Zaun/Haus-Quotient liegt ungefähr bei 1! Gegen 22 Uhr fuhren wir gerade durch ein Wohngebiet abseits der viel befahrenen Hauptstraße, als die Suche ein Ende hatte. Es machte einen lauten Knall und Alex´ Hinterreifen verabschiedete sich. Da auch der Mantel beschädigt war, was wir aber erst später entdeckten, explodierte der Ersatzschlauch auch noch. Ohne Lust auf weitere Reparaturversuche verzogen wir uns hinter ein Gemeindeverwaltungsgebäude (ohne Zaun!) und versuchten erstmal zu schlafen.

Die Bilanz des nächsten Morgens: Ein kaputter Mantel, zwei geplatzte Schläuche, eine Delle in der Felge (Alex machte die Bordsteinkante eines Penny-Markt-Parkplatzes dafür verantwortlich), ein defektes Lenkerhörnchen, Alex´ Knie schmerzt, immer noch Regen und es ist Sonntag(!). Wir wissen bis heute nicht wie der Ort eigentlich heißt. Aber er hatte einen Bahnhof und da wir in der letzten Nacht wirklich noch 50km gefahren waren, mussten wir nur 15 Minuten Zug fahren bis wir in Bergamo waren.

Wir haben uns dann in der Jugendherberge einquartiert, Wäsche gewaschen, Alex´ Fahrrad reparieren lassen und auf besseres Wetter gewartet. Das kam dann auch. Nach zwei Ruhetagen, die wir mit Lesen, Bier trinken und Klönen verbracht hatten, starteten wir mit neuen Hoffnungen in Richtung Adria.

Jetzt war es endlich warm, die Sonne stand am blauen Himmel. Die Po-Ebene ist zumeist topfeben, und ein steter leichter Rückenwind ließ uns schnell voran kommen. Meistens auf Nebenstraßen radelnd kamen wir durch viele hübsche kleine Dörfer und fuhren durch Felder mit Mais, Sonnenblumen und Melonen. In Mantova kosteten wir die besten Honigmelonen und Pfirsiche die ich je gegessen habe. Der Po selbst ist wahrlich keine Augenweide, bescherrte uns aber ein paar sehr ruhige Deichstraßen.

Am zweiten Tag und nach 210km in der Po-Ebene war die gemeinsame Radtour dann vorbei. Alex´ Knie sagte eindeutig: Hör auf! Von Sedime brachte uns der Zug nach Ferrara, von wo wir am nächsten Tag, ebenfalls per Bahn, nach Rimini fuhren. Es folgten zwei ziemlich langweilige Ruhetage. Der Tourismus war eher auf Party ala Ballermann ausgelegt, glauben wir jedenfalls. Das Meer war eine Riesenenttäuschung.

Am Mittag des 17. August trennten wir uns. Alex nahm den Nachtzug nach München und war am nächsten Abend zu Hause. Ich konzentrierte mich auf unser eigentliches Ziel: Rom. Es war dennoch ein komisches Gefühl. Auf einmal war ich alleine unterwegs. Zugegeben, die zurückliegenden zwei Wochen waren nicht immer das Gelbe vom Ei gewesen. Ich denke es lag daran, dass ich es bisher gewohnt war immer alleine unterwegs zu sein. Oft hatte ich nicht genug Geduld gehabt, wenn es hieß auf Alex zu warten oder Rücksicht zu nehmen. Dazu kamen Alex´ Knieprobleme, die natürlich auf die Stimmung drückten.

Andererseits wäre ich viel lieber nicht alleine weiter gefahren. Es gibt nämlich Momente, die kann man alleine einfach nicht erleben. Windschattenfahren und risikoloses Einkaufen ist ein kleiner Teil davon. Ich meine aber eigentlich jene Augenblicke, in denen man nicht viel sagen muss, die man einfach gemeinsam genießen kann. Mir fallen dazu spontan zwei Augenblicke ein. Das Erreichen der Passhöhe des Splügenpasses und unser Ruhetag in Bergamo. Biertrinken macht alleine einfach keinen Spass. Vielleicht ist der letzte Satz sogar die beste Beschreibung für das was ich meine. Einen weiteren dieser Augenblicke erlebte ich vier Tage später in Rom. Nach Bezug meiner Herberge, Dusche und Abendessen ging ich zum Collosseum um wirklich festzustellen, dass ich angekommen war. Da blieb ich dann einige Zeit sitzen. Aber leider war ich alleine, ohne jemanden mit dem ich die großartige Athmosphäre dort hätte teilen können.

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